Ex Machina

Ricarda Roggan

31.01.2019 - 17.03.2019

Ricarda Roggan ist eine der wichtigsten Fotografinnen Deutschlands. Mit der Ausstellung Ex Machina nähert sich Roggan der Essenz von ausgedienten oder überholten maschinellen Objekten.

In nüchterner Sachlichkeit porträtiert Ricarda Roggan Gegenstände, die ins Abseits verschoben wurden, die ihre Funktion eingebüßt haben und zu Hinterlassenschaften einer früheren Ära wurden. Sie werden als Arrangements in einer bereinigten Umgebung inszeniert. Dieser Systematik folgend, eröffnet sich eine Typologie einer Dingwelt, die in Vergessenheit geraten ist. In Roggans präzisen Konstruktionen entfaltet sich ein analytisches Spektrum von Objekt-Raum Verhältnissen.

Unfallwagenwracks und ausrangierte Videospielautomaten, an der Schwelle zwischen analoger und digitaler Technik, werden von Roggan im Halbschatten arrangiert. Mit dicker Staubschicht überzogen oder mit Plastikplanen abgedeckt. Diese Gehäuse galten einst als Geschwindigkeitsgarant oder - simulant und verharren nun in ihrer Unbeweglichkeit.

Beide Gegenstandstypen sind Opfer der Zeit – einer virtuellen Entertainmentkultur, die ihr Futurismusversprechen nicht einlösen konnte. Ein Zurücksetzen, ein „reseten“ in den Originalzustand, ist nicht mehr möglich.

Der lateinische Ausspruch ex Machina bedeutet wörtlich übersetzt von/aus der Maschine und ist ein Fragment aus Deus ex Machina, einer sprichwörtlich-dramaturgischen Bezeichnung aus der Theatertechnik. Mittels einer Hebemaschine konnte das Eingreifen durch eine Gottheit, beispielsweise im griechischen Theater, inszeniert werden. Durch diese Technik konnte eine unmittelbare, häufig überraschende Wendung der Narration erzeugt werden. Ricarda Roggan seziert Fotografie auf ihr selbst ursächliches Moment hin. Technik, die Technik porträtiert. Der Automat, der sich selbst beleuchtet. In Roggans Inszenierungen sind die Gegenstände gleichzeitig Protagonist und Beleuchter. Der Lichtstrahl wird zum kathartischen Moment.

Ob Roggan sich in aller Zärtlichkeit mechanischen Invaliden in ihrem Schattendasein widmet oder die massiven Formationen von Höhleneingängen herausschält, stets generiert sie eine Analogie aus Positiv-Negativstellen, in der sich die Gegenstände erst ausformulieren lassen. Sie bereinigt den Bildraum und addiert die Möglichkeit, diese Leere mit neuen Aspekten zu bestücken.

 

Die 1972 in Dresden geborene Fotografin Ricarda Roggan studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig in der Klasse von Prof. Timm Rautert. Darauf folgten zwei Jahre am Royal College of Art London im Photography Department. Ihre Arbeiten sind in öffentlichen Sammlungen vertreten wie der Bundessammlung zeitgenössischer Kunst, Bonn; Sammlung des Deutschen Bundestages, Berlin; Fotografische Sammlung des Museums Folkwang, Essen; Kunstfonds des Freistaates Sachsen, Dresden; Staatliche Kunstsammlung, Dresden. Seit 2013 hat Ricarda Roggan eine Professur für Fotografie an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart inne.